5. Platz beim Wettbewerb Passerelle des Orchidées

Wohnsiedlung Salzweg, Zürich

  • Offener einstufiger Wettbewerb 6. Rang, 2021

Laube ohne Gang

In seiner klassischen Ausführung überzeugt der Laubengang durch die vollflächige Belegung des Inneren durch Wohnungen sowie die Effizienz seiner aussenliegenden Erschliessung. Die Transformation dieser Typologie vom Laubengang zur reinen Laube eröffnet den Wohnungen am Salzweg ein Potential, welches sich entscheidend auf deren Effizienz und Qualität auswirkt. Sternförmig statt linear angeordnet, erschliessen die Lauben jeweils nur eine Wohnung. Nicht nur brandschutztechnisch, sondern auch funktional lässt dies die Laube zum Teil der Nutzungseinheit werden.

Neben der dadurch möglichen Möblierung wird die Laube auch zur Adresse, zum Entrée und zum privaten Aussenbereich der Wohnung. Pflanzen und Sitzmöbel finden hier ebenso Platz wie Schuhwerk oder Kinderwägen. Durch die Aufnahme jener Funktionen, welche im Grundriss ausgespart wurden, gewinnen die Wohnungen innen wie aussen an Qualität. Der gewonnene Wohnraum im Inneren wird durch die mögliche Aneignung der Laube zusätzlich ergänzt. Bepflanzte Spaliergitter bilden Absturzsicherung und Filter für die Laube. Sie schützen deren private Bespielung und lassen sie zum vollwertigen Teil der Wohnungen werden. Die optimierten Wohneinheiten samt angeeigneter Erschliessungsfläche bilden die Grundeinheit einer anpassungsfähigen Multiplikation über den gesamten Projektperimeter.

Modulare Stadt

Statt Abstandsgrün und Buchsbaumhecke erwächst der Landschaftsgestaltung ein kontrastreicherer Natur- und Erholungsraum. Hochstämmige Bäume und weiche Böden verströmen Waldgeruch und schaffen den bewussten Gegenpol zur hohen Dichte der Überbauung. Grossgehölze und Spontanvegetation bilden einen wildwachsenden Teppich, aus dem sich die durchgehend weissen Dächer und Fassaden der Neubauten erheben. Bau und Natur treffen unvermittelt aufeinander, finden aber als verkehrsfreier Wohnnaturraum zur einheitlichen Lesbarkeit und Identität der Siedlung zusammen. Hierarchisch abgestuft bündeln sich die schmaleren Erschliessungspfade der Wohnbauten in einem zentralen Weg und bindet die Wohnungen an die umliegenden Quartiersnutzungen an. Sanft zeichnen skulpturale Sitzmauern potentielle Platzsituationen vor. Als partizipativ gestaltete Lichtungen bieten diese auch innerhalb der Siedlung Raum für Aneignung und Aufenthalt. Die gemeinschaftlichen Nutzungen konzentrieren sich jedoch bewusst entlang der Rautistrasse. Deren Verlauf folgend, gruppieren sich Quartiersplätze, Kindergärten und Atelierräume um drei halboffene Innenhofräume. Analog der Lauben vor den Wohnungen bilden hier spalierartige Palisaden den baulichen Filter dieser Patios zur Strasse. Die durchlässigen Konstruktionen moderieren den Grad der Öffentlichkeit dieser Höfe zum Quartier. Velobörsen und Quartiersflohmärkte können auf den chaussierten Flächen ebenso stattfinden, wie Geburtstagsfeiern und Siedlungstreffen. Die bewusste Trennung zwischen den Wohnbauten im Naturraum und den gemeinschaftlichen Nutzungen in den Patioräumen sichert ein ruhiges und sortiertes Nebeneinander aller Interessen. Die drei Patios komplettieren dabei das Angebot der Überbauung. Als räumliche Einstülpungen rhythmisieren sie die Kontur der Siedlung zur Rautistrasse. Unterschiedlich bespielt, aktivieren sie die Siedlung wie auch das Quartier und bilden so die urbane Adresse der neuen Überbauung zur Stadt.

Flexible Grundrisse

Die Grundrisse sind so konzipiert, dass folgende Punkte erreicht werden:
Die Nettowohnfläche soll kompromisslos nutzbar sein. Keine Korridore und unmöblierbare Flächen. Durch abtrennbare Zimmer werden die Wohnungen vielfältig bespielbar und ermöglichen den Bewohnerinnen und Bewohner weitgehende Nutzungsfreiheiten. Individuelle Tätigkeiten können so gleichzeitig ausgeübt werden. Die Wohnungen können auf einen strukturellen Wandel der Wohnbedürfnisse der Bewohnerinnen und Bewohner mit veränderbarer Raumaufteilung reagieren.

Durch die Dimensionen und Proportionen der Räume und die konzentrierte Lage von Fenstern und Zugängen sind die Räume gut und vielseitig möblierbar. Die Wohnungen haben vielfältige Ausrichtungen und Blickbeziehungen. Durch das statische Konzept ist das Versetzen, Beseitigen und Erstellen von nichttragenden Wänden und eine Neuverteilung der Wohnfläche möglich und damit die längerfristige Nutz- und Vermietbarkeit gegeben. Innerhalb der immer gleichen Struktur können sämtliche der geforderten Wohnungsgrössen angeboten werden.

Dachform

Maximaler Kniestock

Durch einen baurechtlich maximalen Kniestock von 90cm können die Regelgrundrisse auch im Dachgeschoss angewendet werden. In den Bereichen mit Dachschräge können die Räume bis auf eine Armlänge an die Aussenwand ohne Einschränkung genutzt werden.

Baurechtliche Mantellinie

Die Mantellinie definiert sich mittels dem Kniestock, dem 45° Dachwinkel und der Drittelsregelung für Gauben. Die Gaube darf eine maximale Höhe von 1.5 x der Regelgeschosshöhe nicht überschreiten.

Dachform

Innerhalb der Mantellinie wird eine polygonale Dachform so gestaltet, dass alle Flächen mittels Gefälle entwässert werden können. Die L-förmigen aufgesetzten Dachrinnen dienen gleichzeitig als Schneefang.

AuftraggeberIn

Stadt Zürich

 

Auftragsart

offener Wettbewerb, Bauen im Bestand mit 238 Wohnungen und Kindergarten

 

Gesamtbaukosten

CHF 80 Mio

 

Landschaftsarchitektur

Atelier Tijssen Preller Landschaftsarchitekten GmbH