1. Rang Gesundheits- und Alterszentrum Thurgauerstrasse, Zürich

Gesundheitszentrum & Alterswohnungen Thurgauerstrasse, Zürich

  • Offener einstufiger Wettbewerb 1. Rang, 2025-2032 Planung und Ausführung

“First life, then spaces, then buildings — the other way around never works.” Jan Gehl

Altersgerechtes Wohnen direkt neben einer neu erbauten Schule spannt das Maximum an demografischer Vielfalt und damit auch sozialer Begegnungen auf.  Neben individuellem Wohnraum für ein möglichst selbstbestimmtes später auch bedürfnisgerechtes, betreutes Wohnen, gilt es für die sozialen und funktionalen Synergien auch menschlich dimensionierte und wohlgestaltete Aufenthaltsräume bereitzustellen, welche die verschiedenen Bedürfnisse der Bewohnenden abdecken, die einzelnen Nutzungen jedoch nicht isolieren, sondern untereinander und mit dem umgebenden Quartier verweben.

Gemeinsamer Garten statt Sockel

Soziale Synergien entstehen durch Begegnung. Um diese zu ermöglichen, werden die Freiflächen der Wohnungen der SAW (Stiftung Alterswohnungen) mit denen des GFA (Gesundheitszentrum für das Alter) zusammengedacht. Statt eines isolierten Demenzgartens auf einer oberen Etage, soll ein ebenerdiger Garten gemeinsam genutzt werden. Eine gesicherte Betreuung der Demenzerkrankten im Freiraum schliesst den sozialen Kontakt mit Nachbarn aus dem Haus und dem Quartier nicht aus – im Gegenteil. Das Gefühl «dabei zu sein» statt aus der Distanz zu beobachten, also ein wahrgenommener Teil des Quartiers, seiner Erwachsenen und auch Kinder zu sein, wird für die Bewohnenden des Hauses in ihren diversen Alters- und Gesundheitszuständen zur Wohn- und Lebensqualität. 

Um diesem Begegnungsraum ein Maximum an Fläche zu sichern, organisiert sich das vorgeschlagene Hochhaus ohne Sockel. Als markante Figur ragt der hohe Turm als weit sichtbarer und wiedererkennbarer Orientierungspunkt aus der Parzelle. Die gewonnenen Flächen um ihn herum werden dem Garten im Westen zugeschlagen. Dieser bietet den Bewohnenden einen sicheren, strassenabgewandten Aussenraum, der sich mit den angrenzenden Grünräumen der Schul- und Sportanlage sowie dem zukünftig entstehenden Park im Teilgebiet B verweben kann. Als integraler Bestandteil des entstehenden Quartiers bietet der Garten des Hochhauses die Möglichkeit kontrollierter Begegnung zwischen Jung und Alt. 

Wohnen mit Panoramablick

Wohnen mit Panoramablick

Über alle vier Seiten des Turms drehen sich zehn grosszügige Erker aus.  In diesen hellen Räumen mit dreiseitigem Aussenbezug ordnen sich in den Wohnungen der SAW die Loggien, Küchen und Essbereiche ein. Die Ausdrehung der Fassade führt Tageslicht trichterähnlich in die Tiefe der Wohneinheit. So profitiert der zentrale Wohnbereich von der Besonnung und der Aussicht in die Nachbarschaft. Altengrecht möblierbare Zimmerschichten entlang der Fassadenabwicklung ergänzen die Wohn-/Essbereiche und fügen die Einheiten zum geforderten Wohnungsmix aus 1.5 bis 2.5 Zimmer-Wohnungen.  

 

Vertikale Nachbarschaften

Als Zehnspänner organisiert, ordnen sich die Wohneinheiten des SAW-Regelgeschosses entlang eines breiten Umlaufs um den zentralen Versorgungs- und Erschliessungskern. An den Flanken der Nordwest- und Südostseite sind zwischen die Wohnungen gemeinschaftliche Wasch- und Aufenthaltsbereiche eingefügt. Als zweigeschossige Räume mit viel Tageslicht verbinden diese die Geschosse untereinander und verweben sie dank ihrer alternierenden Anordnung zu vertikalen Nachbarschaften. Diese initiieren Begegnungen und wirken so der potenziellen Anonymität des Hochhauswohnens erfolgreich entgegen.

Wohnbereich Spezialisierte Pflege

In den Wohngeschossen der GFA reihen sich 16 Einerzimmer pro Ebene mantelartig um den zentralen Kern. Dieser weitet sich hier um die autarke Erschliessung des Pflegebereichs sowie dessen dienende Nebenräume samt Sanitäranlagen. Der Umlauf des Kerns bietet den hier Bewohnenden einen endlosen Bewegungsablauf. An den Südostfassaden verläuft der Weg durch den Aufenthaltsbereich mit grosszügigem Balkon und vis-a-vis an der Nordwestseite das Stationszimmer nebst einem intimeren «Stübli» zum Rückzug in kleineren Gruppen. Je zwei Einerzimmer neigen ihre Fassadenabwicklung in die Erkergeometrie der oberen SAW-Geschosse. Die so entstehenden Nischen bieten in den Zimmern mehrseitige Aussicht und führen auch hier das Tageslicht bis tief ins Innere. Niedrige Brüstungshöhen erlauben den Ausblick auch in sitzender oder liegender Position und bieten Wohnkomfort, unabhängig von der gesundheitlichen Verfassung der Bewohnenden.  

Stadt- und Gartenniveau

Der Turm öffnet sich mit einem befestigten Platz zur Thurgauerstrasse und bietet dort Zugänge zu einem Restaurant, Kleingewerbe sowie den Wohnungen. Ein zentrales Foyer verbindet Restaurant, Gewerbe und das Gesundheitszentrum, dient zudem als Eingangsbereich für einen vielseitig nutzbaren Mehrzwecksaal. Eine geschwungene Treppe führt zu den Therapieeinrichtungen im ersten Obergeschoss, das direkt in den Garten übergeht und so öffentliche und private Wege klar trennt. 

Park mit Hochhaus

Die Freiraumgestaltung verbindet ökologische, soziale und gestalterische Aspekte zu einem naturnahen, vielseitig nutzbaren Park. Ein geschwungener Weg führt durch abwechslungsreiche Landschaftsbereiche mit Spiel- und Ruheinseln, die Begegnung und Bewegung fördern. Im Zentrum liegt ein Obsthain in einer Blumenwiese – als Symbol für die Verbindung von Natur und Stadt. Im Südwesten lädt ein lebendiger Platz mit Brunnen und Eiche zum Verweilen ein – besonders für Gäste des Restaurants. Die Freiflächen fördern durch offene Gestaltung das Miteinander. Im Nordwesten bietet ein Demenzgarten mit Rundweg, Sinnes- und Therapiebereichen sowie einem Musikpavillon Raum für Erholung und Aktivierung. Der Vorplatz an der Thurgauerstrasse vereint Funktionalität und Gestaltungsqualität. Hier entstehen Drop-off-Möglichkeiten, Kurzzeitparkplätze und eine Feuerwehrzufahrt. Eine begleitende Baumreihe aus Baumhaseln schafft einen grün gefilterten Eingangsbereich. 

Körper im filigranen Kleid

Die kontrastreiche Farbigkeit des Neubaus inszeniert bewusst seine Präsenz. Als Figur auf schmalem Fuss vermittelt der Turm zwischen den Gewerbesolitären an der Thurgauerstrasse und dem Wohnquartier. Als Landmark dient sie nicht nur der Bewohnerschaft als Orientierung, sondern markiert den Auftakt eines kommenden Stadtquartiers. Schwarze PV-Elemente kleiden den Turm in eine matt-dunkel schimmernde Hülle, die sich dem Sonneneinfall entsprechend in immer wechselnden Schattierungen zeigt. Die sonnenabgewandten Seiten werden mit Keramikplatten verkleidet, welches sich ähnlich den PV-Modulen verhält. Plastisch zeichnen die Erker, überhohen Räume und Loggien ein bewegtes Schattenbild in den Körper und formen den Turm zu einer Skulptur aus klaren Regeln und subtilen Brüchen. Dieser dunklen Skulptur ist ein feines Netz aus korallefarbenen Metallprofilen vorgesetzt, welches die Konturen der Geschosse und Erker nachzeichnet und dem Körper gemeinsam mit den hellblauen Fensterprofilen ein filigranes Netz aus zarten, farbigen Linien überstreift. Diese expressive Farbgebung des Turms orientiert sich nicht zuletzt an den Farbakzenten der bereits bestehenden Schulanlage Thurgauerstrasse und führt die so entstehende Identität des Quartiers über die Parzellen hinweg fort, ohne auf einen markanten, eigenständigen Ausdruck zu verzichten. 

Fassadenbegrünung

Tragkonstruktionen und Nachhaltigkeit

Der Skelettbau des Hochhauses mit einem zentralen Erschliessungskern ist aufgrund seiner hohen Nutzungsflexibilität besonders nachhaltig und damit zukunftsweisend. Die Freiheit im Grundriss ermöglicht einfache Nutzungsänderungen, was die Voraussetzung darstellt für eine möglichst lange Nutzung des Rohbaus. 

Das Tragwerk ist durch das einheitliche Stützenraster über alle Geschosse und den zentralen Aussteifungskern besonders effizient und damit ressourcenschonend. Lastabfangungen werden durch eine direkte Lastabtragung bis in den Baugrund gänzlich vermieden. Der Mehrzwecksaal wird bewusst neben dem Gebäude angeordnet, um hierfür andernfalls erforderliche Lastabfangungen zu vermeiden. Torsionsbeanspruchungen werden durch die Übereinstimmung des Massenmittelpunktes mit dem Steifigkeitszentrum des zentralen Kerns minimiert. Darüber hinaus sind mit dem vorgeschlagenen Stützenlayout auch die Geschossdecken statisch besonders effizient. Mit den vorhandenen Deckenauskragungen bilden sich Stützstreifen mit ausgeglichenen negativen und positiven Biegemomentbeanspruchungen sowie besonders kleinen Durchbiegungen. Dies erlaubt eine besonders schlanke Ausbildung der Deckenquerschnitte. Die Deckeneigenlasten können dadurch auf das schalltechnisch erforderliche Mass von 18 cm reduziert werden, im Vergleich zu den beiden Decken ohne Auskragungen über dem EG und 1.OG. Die erzielte Eigengewichtsreduktion wirkt sich bei einem Hochhaus nicht nur auf die Gründungskosten, sondern auch auf die Montage- sowie Lastdurchleitungskosten positiv aus. 

AuftraggeberIn

Stadt Zürich (Bauherrschaft)

Immobilien Stadt Zürich (Eigentümervertretung)

Stiftung Alterswohnungen der Stadt Zürich SAW (Eigentümerin)

Amt für Hochbauten (Bauherrenvertretung)

 

Auftragsart

offener Wettbewerb, Hochhaus mit Gesundheitszentrum und Alterswohnungen

 

Gesamtbaukosten

CHF 113 Mio

 

Landschaftsarchitektur

mofa urban landscape studio GmbH

 

Statik Wettbewerb

Seforb Sàrl

Ruhtalpark, Winterthur

  • Selektiver Wettbewerb mit Studio Vulkan Landschaftsarchitektur AG, 1. Rang, 2024

Einbauten im Park: Die Folies

Die neuen Kleinbauten des Ruhtalparks, die Tiefgaragen-Rampe mit Velopavillon und der Treppenturm zur Gleisbrücke bilden zusammen mit dem „Haus der Gemeinschaft“ an der Schaffhauserstrasse 10 ein Trio. Als fast schon verspielte Kleinarchitekturen erlauben sie einen gestalterischen Umgang mit den eigentlich rein funktionalen Bauten und erhalten eine Multicodierung, die über die eigentliche Nutzung hinausreicht. Die Einhausung der Tiefgaragen-Rampe wird so nicht nur zu einem Dach, sondern wird auch als Velostation genutzt. Das Bestandesgebäude an der Schaffhauserstrasse wird zu einem Quartierzentrum mit einem Café und öffentlichen WC-Anlagen umfunktioniert. Über eine wiederkehrende Materialisierung erhalten die drei Folies einen hohen Wiedererkennungswert und werden zu einem neuen Identitätsgeber des Ruhtalparks.

Velopavillon und Tiefgarage

 

Peripher gelegen fasst der Velopavillon den Park. Einerseits beinhaltet er die Abfahrt für motorisierte Fahrzeuge in die Tiefgarage über die neu gestaltete Rampe, die durch einen Glasabschluss den Lärm abschirmt, den Park jedoch weiterhin sichtbar lässt. Andererseits bietet der Pavillon Zugang zu den Veloabstellplätzen im Obergeschoss über eine Rampe für Fahrradfahrer, wo sich insgesamt 304 doppelstöckige Veloabstellplätze befinden.

Der Velopavillon wird als Holzbau in ökologisch nachhaltiger Bauweise konzipiert. Durch Retentionsflächen und eine extensive Begrünung auf dem Dach sowie vertikale Begrünungen zwischen den Stützen fügt er sich harmonisch in das Freiraumkonzept ein. Die durchlässige Fassadengestaltung ermöglicht es auch den Nachbarn und vorbeiziehenden Fussgängern, die Parkanlage zu erleben.

Der neuesten VSS Norm entsprechend wird die Abfahrtsrampe auf ein Minimum reduziert um eine effiziente, ökonomische zweireihige Parkierungsanlage mit 33 Parkplätzen zu gewährleisten. Dadurch wird dem Freiraum ein möglichst kleiner Fussabdruck zu Grunde gelegt, um viel Platz für nicht unterbaute Flächen und langfristige Baumpflanzungen zu bieten. Durch einen Wendekreis im Bereich der heutigen Einfahrt wird die Trennung von Kurz- und Langzeitparkierung ermöglicht.

Haus der Gemeinschaft

Durch wenige, aber gezielte Eingriffe mit grossen Fassadenöffnungen im Erdgeschoss wird das Bestandesgebäude Teil des neuen Quartierplatzes. Es entsteht ein Café, das zum Quartierzentrum wird, vor dem Café laden Sitzstufen zum Verweilen ein und bilden eine zusätzliche Aufenthaltsqualität neben den diversen freiräumlichen Aktivitäten. Im darüber liegenden Geschoss befindet sich eine Galerie, die Raum für kulturelle Veranstaltungen, Ausstellungen und Treffpunkte bietet. Im Dachgeschoss stehen weitere Räume zur Verfügung, die für die Gemeinschaft zugänglich sind. Ein Musikzimmer bietet Raum für harmonische Klänge, das Spielzimmer lädt zu geselligen Aktivitäten ein, und der Seminarraum ermöglicht die Durchführung von Workshops und Bildungsveranstaltungen. Alle Räume können auch günstig gemietet werden, um den Bürgern die Möglichkeit zu geben, eigene Veranstaltungen zu gestalten und die Vielseitigkeit des Gemeinschaftshauses zu nutzen. Das Gemeinschaftshaus wird zu einem Ort des Austauschs, der Kreativität und der Begegnung, der die lokale Gemeinschaft bereichert und stärkt.

Ein breites Nutzungsangebot für vielfältige Interessen

Das breite Nutzungsangebot soll Besucher:innen, Anwohner:innen und Angestellte aller Altersgruppen ansprechen. Der Quartierplatz wird zu einem Treffpunkt und Aufenthaltsraum, der durch das „Haus der Gemeinschaft“ an der Schaffhauserstrasse 10 bespielt wird. Der Platz ist vielfältig nutzbar und bietet Raum für kleine Feste und temporäre Veranstaltungen. Das Aktivitätenband ist ein multicodierter Raum, der mit seinen Sport- und Spielflächen einerseits zu konkreten Nutzungen einlädt, jedoch auch durch verstreut platzierte Sitzmöbel beschattete Aufenthalts- und Rückzugsmöglichkeiten anbietet. Die Parkterrasse rahmt durch die Höhendifferenz und die dichte Begrünung die offene Parkmitte. Entlang der Sitzmauer fügen sich locker verteilte Holzplateaus in die Pflanzung und schaffen kleine Rückzugsnischen. Dem gegenüber steht die Parkwiese mit Baumhain als Raum der freien Aneignung zur Verfügung. Die Promenade mit den angrenzenden Vorzonen dient primär als Erschliessungsraum und wird durch die in der Banane ansässigen Nutzungen geprägt.

Ein standortgerechtes Vegetationskonzept

Durch lockere Baumgruppen und Baumreihen, üppige Kleinbaum- Strauch- und Staudenpflanzungen auf der Parkterrasse und in den Vorzonen sowie durch Kletterpflanzen um den Velopavillon und die artenreiche Parkwiese soll ein vielschichtiges, an den Standort angepasstes Vegetationskonzept entstehen. Der Baumbestand soll wo möglich erhalten und mit weiteren standortangepassten Bäumen ergänzt werden. Die kompakt gehaltene Tiefgaragenerweiterung begünstigt eine nachhaltige und langfristige Begrünung mit Grossbäumen um das Quartierszentrum, die Parkterrasse schafft zusätzliche Aufbauhöhe für eine langfristige Begrünung mit Kleinbäumen, Sträuchern und Stauden entlang des Hotel Banane.

Es werden standortangepasste und Stadtklima geeignete Pflanzen gewählt, die darüber hinaus durch ihre leuchtende Herbstfärbung, ihren Blühaspekt oder ihre feinen Blatt-Texturen zusammen mit der Bestandsvegetation ein repräsentatives und stimmiges Vegetationsbild erzeugen. Zu den Leitarten zählen u.a. Liquidambar styraciflua, Eleagnus angustifolia, Amelanchier lamarckii und Liquidambar styraciflua.

Zur mikroklimatischen Aufwertung und Kühlung der Siedlung werden die Umgebungsflächen maximal entsiegelt. Wo es möglich ist, werden sickerfähige Beläge wie Schotterrasen, Kies und Rasengitterstein verwendet, um die Retention von Regenwasser zur fördern. Das Regenwasser der Promenade und Vorzonen entlang dem Hotel Banane soll in die angrenzende Parkterrasse eingeleitet werden. Üppige Baumpflanzungen auf dem Quartierplatz und entlang der Brunngasse wirken als Schattenspender und fördern den Kühleffekt.

AuftraggeberIn

Siska Immobilien AG

 

Auftragsart

Selektiver Wettbewerb auf Einladung mit Studio Vulkan Landschaftsarchitektur AG

 

Verkehrsplaner

IBV Hüsler AG

 

Projektwettbewerb MFH Attikerstrasse, Wiesendangen

  • Selektiver einstufiger Wettbewerb 1. Rang, 2024

Zusammen in der Mitte

Zusammen in der Mitte

Selbstbestimmtes Wohnen innerhalb einer Hausgemeinschaft aber auch das gemeinschaftliche Zusammenleben mit und in dem umgebenden Quartier sind wichtige Leitmotive der Gesewo. Der Vorschlag für die Bebauung der Parzelle in Wiesendangen möchte diese Ansprüche einen funktional optimierten, aber darüber hinaus auch räumlich verwobenen und gemeinschaftsstiftenden Bau und Aussenraum bieten, der sich in die bestehende Umgebung einpasst und einen spürbaren Mehrwert auf allen Ebenen des Zusammenlebens bereithält: in der privaten Wohnung, der inneren Hausgemeinschaft aber auch im Aussenraum und der Begegnung mit der Nachbarschaft.

Mitte und Gelenk

Die entstehenden Aussenräume sind durch das Haus hindurch verbunden. An der Schnittstelle zwischen beiden Gebäudeteilen bietet die gemeinschaftliche Lobby direkten Durchgang, bildet dort aber auch das funktionale Gelenk und die lebendige Mitte des gesamten Wohnhauses. Zirkulation und Begegnung konzentrieren sich in dieser Mitte. Im Erdgeschoss erscheint die Lobby als grosse Halle, in der man die gesamte Höhe des Wohnbaus erleben kann. 81 Quadratmeter frei bespielbare Fläche mit grosser Küche bieten Raum für Veranstaltungen und informelle Treffen der Hausgemeinschaft, dienen aber auch als alltäglicher und gemeinschaftlicher Spielraum für die Kinder des Hauses. Direkt angeschlossen and die Halle bieten zwei flexible Räume Platz für vielschichtige Nutzungen vom Yoga-Raum bis zum Gästezimmer, erlauben aber auch eine potenzielle räumliche Erweiterung für die gesteigerte Variabilität der Lobby-Nutzung.

Im ersten Obergeschoss kreuzen sich die Wege der beiden Treppenhäuser in einem verglasten Galerieraum, der den Blick in die überhohen Bereiche der erdgeschossigen Lobby freigibt. Als Waschraum und/oder zusätzlichen – visuell verbundener aber akustisch getrennter – Spiel-, Arbeits- oder Aufenthaltsbereich bietet diese Galerie eine wertvolle räumliche und funktionale Ergänzung in der gemeinschaftlichen Mitte des Hauses. Im zweiten Odergeschoss, durch ein kreisrundes Oberlicht mit Lobby und Galerie verbunden, setzt sich ein Wintergarten zwischen die beiden Gebäudeteile. Dieser beansprucht ca. die Hälfte der zusätzlich verfügbaren Baumasse gemäss BZO Artikel 25 Abs. 4 und stellt so einen Gewinn an gemeinschaftlich nutzbarer und ganzjährig verfügbarer Fläche innerhalb des Neubaus dar.

Über drei Ebenen bietet diese Mitte des Wohnhauses gemeinschaftliche und selbstbestimmte Nutzungsmöglichkeiten. Das gemeinschaftliche Leben der Hausbewohnerschaft wird hier wiederkehrend neu verhandelt, während in den privaten Wohnungen der individuelle Lebensraum auf flexible und durchaus suffiziente Weise ermöglicht wird.

Potenzial Wintergarten

Über das Treppenhaus lässt sich das energetische Potential des Wintergartens nutzen. Der Wintergarten holt bei Bedarf Sonnenwärme ins Haus und verteilt diese über geöffnete Treppenhäuser, welche zudem die Wärme in Betonwänden speichern. Bei  bedecktem Himmel oder kalten Wetterbedingungen bleibt der Wintergarten geschlossen, wobei er als Zwischenklima (ungeheizt) eine klimatische Pufferzone bildet. Sein Raumklima wird über grosszügige Dachfenster aktiv gesteuert. Zudem dient er der Nachtauskühlung und mittels Kamineffekt unterstützt er die natürliche Belüftung der Erschliessungszone, sodass sich bei warmen Sommertagen ein angenehmer Luftzug in der Lobby etablieren lässt.

Effizientes Holzkonstrukt

Der oberirdische Baukörper wird in Holzbauweise realisiert und durch die betonierten Treppenanlagen ausgesteift. Mit Haupttragachsen im Abstand von rund 3 – 3.5 Meter können die Geschossdecken mit kurzen, für den Holzbau besonders wirtschaftliche Spannweiten ausgebildet werden. Der Neubau sieht gedübelte Holzbrettstapelelemente vor, welche über sichtbare Holzbalken auf Vollholzstützen abgestützt sind. Die vertikale Lastabtragung erfolgt optimal, in direkter Linie über alle Geschosse. Das vorgeschlagene Deckensystem ist nicht nur im Vergleich zu Massivbaudecken, sondern auch im Vergleich zu den meisten Holzdeckensystemen besonders leicht. Die Deckeneigenlasten können damit auf das schalltechnisch erforderliche Mass reduziert werden. Unter Berücksichtigung von Opferschichten kann für alle Holzbauteile ein ausreichendes Tragverhalten bei Brand nachgewiesen werden.

Die grösseren Spannweiten der gemeinschaftlichen Bereiche und der Gewerberäume einerseits und der Fahrgasse in der Tiefgarage andererseits können – weil übereinander – mit mehrfach wirksamen Massnahmen erreicht werden. Die stützen- und unterzugsfreien Gemeinschaftsbereiche werden mit CLT-Decken, die weiträumigeren Gewerberäume mit Abfangträgern resp. CLT-Wänden bewerkstelligt. Mit diesen Massnahmen fallen keine Lasten über der Fahrgasse der Tiefgarage mehr an.

Die Aussteifung gegen Wind und Erdbeben erfolgt über durchgehende Erschliessungskerne in Stahlbeton. Diese werden im steifen Untergeschoss eingespannt. Die erdberührten Untergeschosse selbst werden in Stahlbeton erstellt und können mit der leichten Bauweise flach fundiert werden.

Suffiziente Flexibilität

Von der gemeinschaftlichen Mitte ausgehend werden die Wohnbereiche in beiden Teilen des Neubaus über je ein flächenoptimiertes vierspänniges Treppenhaus erschlossen. Die Wohnungen selbst bieten persönlichen Raum zur freien Gestaltung individueller und sich wandelnder Bedürfnisse. Zwischen betoniertem Treppenhaus und der Gebäudehülle entfaltet sich eine hölzerne Grundstruktur aus Stützen, die in einem zimmerbreiten Raster angeordnet sind. Innerhalb dieses Systems lassen sich die Wohnungen in verschiedenen Konfigurationen organisieren und mit geringem baulichem Aufwand modifizieren. Eine partizipative Beteiligung der Hausgemeinschaft an der Grundrissentwicklung in der Planungsphase ist dadurch mühelos umsetzbar.

L-förmige Anordnungen bieten ein Verteilen der öffentlichen Wohnräume, hallenartige Wohntypen hingegen bündeln diese auf Wunsch an einem Ort. Das System kann mit den Bewohnenden wachsen und schrumpfen. Wohnungen können zusammengeschaltet werden. Innerhalb der Einheiten können innerhalb des Grundrasters zusätzliche Zimmer eingefügt werden. Neben einer hohen Flexibilität gewährt dies auch einen minimierten Flächenverbrauch. Als Pendant zu den Gemeinschaftsflächen der Mitte bilden die Wohneinheiten individuellen, aber auch suffizienten Wohnraum, der für die Bedürfnisse der Bewohnenden ein hohes Mass an Reaktionsfähigkeit und Gestaltungsfreiheit gewährt.

Mit der Natur leben

Mit der Natur leben

Der Aussenbereich sieht einen weitläufigen Freiraum vor, der sich über vier Landschaftsbereiche erstreckt und die Hausgemeinschaft nahtlos mit dem Naturraum verbindet. Auf den Prinzipien ökologischer und sozialer Resilienz möchte die Gestaltung eine Verbindung zwischen den Bewohnern und ihrer Umwelt herstellen. Statt ausschliesslich für Menschen, sollen vielfältige Räume für das gedeihliche und aktive Zusammenleben mit Bienen, Vögeln, Insekten und anderen wirbellosen Tieren entstehen. Symbolisch dafür wächst das Gebäude hinter der Fassadenbegrünung hoch und aus der Umgebung empor. Zu den Schlüsselelementen gehören ein gemeinschaftlicher Regenbrunnen, ein Gartenpavillon als zentraler Treffpunkt, ein Regenteich als spielerische Oase, ein natürlicher Spielplatz in einem Wäldchen und ein Nutzgarten samt Obsthain für gemeinschaftliches Anpflanzen.

Die Hauptflächen werden versickerungsoffen chaussiert. Abwechslungsreiche Wege werden durch mikrotopografische Akzente gestaltet, bei denen Klinker verwendet werden, um Sitzplätze, Parkplätze und Erholungszonen zu definieren.v Es entsteht eine einheitliche und doch vielfältige Raumtypologie, dass zu einem Gefühl der Einheit und Identität der Hausgemeinschaft beiträgt.

AuftraggeberIn

Gesewo

 

Auftragsart

Selektiver einstufiger Wettbewerb 1. Rang

 

Statik

Seforb Sàrl

 

Landschaftsarchitektur

Mofa urban landscape studio GmbH

«Villy» Ersatzneubau Goldacker 1A, Zürich

  • Offener zweistufiger Wettbewerb 1. Rang, 2020-2027 Planung und Ausführung

Das Projekt Villy greift nicht auf den bekannten städtischen Blockrand zurück, sondern auf die dicht stehenden Einzelhäuser in den Zürcher Quartieren der Gründerzeit. Dem Projekt liegt die Idee eines gewachsenen Stadtquartiers zugrunde − ein Ort, an dem viele Menschen in Zürich leben möchten. Villy bietet Wohnungen, die allseitig belichtet sind und Ausblicke in alle Himmelsrichtungen gewähren. Und es sieht eine Bebauung vor, welche die offenen Grünräume im Goldacker erhält und diese durch ein dichtes Wegnetz und baumbestandene Plätze für die Bewohner/-innen nutzbar macht.

Um die Idee des bürgerlichen Wohnens ins genossenschaftliche zu übersetzen, hat Villy den Bautyp der Dreiergruppe entwickelt: drei Häuser, die über offene Lauben erschlossen sind. Die Dreiergruppe schafft eine übersichtliche Grösse, in der Nachbarschaften funk- tionieren. Die Begegnungsflächen fördern das Zusammenleben und bieten Raum für gemeinsame Vorhaben. Der gewählte Bautyp fügt sich gut in die Hanglage ein. In der Vervielfältigung und in unterschiedlicher Optik bildet er ein abwechslungsreiches Stadtquartier.

Siedlung als Stadt

Die Wohnüberbauung am Zürcher Goldacker vermeidet bewusst die Geste der Grossform. Stattdessen besetzt sie die abfallende Topografie des Perimeters mit Einzelbauten im städtischen Massstab. Vier- bis fünfgeschossige Baukörper mit Satteldächern nehmen je eine von sieben unterschiedliche Grundrissorganisationen auf. Von doppelten 2.5-Zi.-Wohnungen bis zu Clusterwohnungen wiederholen sich die Anordnungen über sämtliche Obergeschosse der Häuser und erzeugen so die Dimension der einzelnen Baukörper.

Auf schmalem Fussabdruck betten sich die Bauten in die bestehende Topografie ein und formieren Einheiten von jeweils drei unterschiedlichen Haustypen. Ausgerichtet auf einen Platz in angemessener Proportion, teilen sich diese drei Häuser eine aussenliegende Erschliessung, die – neben den privaten Balkonen – auch als Aussenraum der jeweiligen Etagen dient.

Zusammenleben im Innen- und Aussenraum

Den platzbespielenden Flächen der Erdgeschosse werden die gemeinschaftlichen Nutzungen der Dreiereinheiten zugeordnet.
Waschküchen, Pflanzräume und Velowerkstätten ergänzen dabei Gemeinschaftsräume und aneignungsoffene Flächen, auf die die Bewohner in Eigenverwaltung als temporäre Arbeitsplätze, Sporträume oder auch Gästeunterbringungen zugreifen können. Die äussere Gestaltung mit variierenden Platzbelägen und wechselnden Fassadengestaltungen individualisiert die einzelnen Einheiten zusätzlich. Eine erhöhte Identifikation gegenüber ihrer eigenen Einheit fördert die Zugehörigkeit und Eigenverantwortung der Bewohner innerhalb der gesamten Wohnüberbauung.

Die Einteilung der Wohnungen passt sich den wechselnden Bedürfnissen der Bewohnenden an. Die Grundrisse der Wohnungen bestehen aus einem Zimmer- und einem Wohnbereich, wobei die mittig platzierten Funktionsräume – Küche, Nasszellen und Stauraum − den Wohnbereich wiederum unterteilen. So entstehen zwei abgetrennte Bereiche für Wohnen, Essen und Kochen und ein intimer Zugang von den Zimmern zu den Nasszellen. Dank Schiebetüren lässt sich die Wohnung weiter unterteilen und flexibel gestalten, beispielsweise wenn das Wohnzimmer als separater Raum genutzt werden will.

Entsprechend der sozialräumlichen Zuordnungen unterscheiden sich die Freiraumbereiche im atmosphärischen Gehalt und Ausdruck. Neben den bachnahen Bereichen mit ihrer natürlichen Ufervegetation, beschreiben
die Zwischenräume der Wohnbauten eine präzis gesetzte und nutzungsorientierte Vegetation. Der Quartierplatz im Zentrum der Siedlung und des Parkstreifens interpretiert den Döltschibach als Inszenierung im städtischen Kontext.
Entlang der Triemli- und Rossackerstrasse begleiten und bereichern Einzelgehölze und Kleingruppen die Erschliessungsachsen im Quartier. An der Kreuzung Rossacker- und Bergwiesen enden die strassenbegleitenden Gehölzpflanzungen in den Gehölzstrukturen der neu geschaffenen Platzsituation. Schwarz-Erle, Schwarz-Pappel, Stiel-Eiche oder Ahorne statten den Bachraum aus und ergänzen den Gehölzbestand. Stiel-Eiche, Nussbaum oder die Elsbeere beschreiben beispielhafte Gehölze, welche als stattliche Einzelbäume oder Kleingruppen gepflanzt, die gemeinschaftlichen Plätze der Gebäudegruppen ausstatten.
Gebäudezugänge und öffentliche Wegeverbindungen sind als Hartflächen ausgebildet, untergeordnete Wegeverbindungen werden chaussiert. Die Gemeinschaftsplätze der zugehörigen Wohnbauten vermitteln den Bewohnern den Eindruck eines erweiterten Wohnbereiches und sind als teppichartige Plattenbeläge angedacht, gerahmt von Vegetationsflächen und Gehölzen.
Infrastrukturen für Velo-Parkierung und Aufenthalt finden sich, entsprechend der multifunktionalen Programmierung, als Möblierung auf den Gemeinschaftsplätzen. Infrastrukturen für die Entsorgung sind als Unterflursysteme, dezentral, den Erschliessungsstrassen angelagert.

Konstruktion

Alle Gebäude folgen den gleichen Konstruktionsprinzipien und weisen eine repetitive Geometrie auf, die eine effiziente Planung und Realisierung ermöglicht. Die Sockelgeschosse sind durchwegs in Massivbauweise aus Ortbeton mit Recyclingzuschlägen konzipiert. Damit wird ein robuster, steifer Kasten geschaffen, der als Auflager für die reine Holzbauweise der Obergeschosse dient. Die Lasten werden mehrheitlich über Injektionsrammpfähle in den Untergrund abgetragen. Nur dort, wo das Gewicht der Neubauten den Wiederbelastungsbereich des Aushubes nicht überschreitet, ist eine Flachfundation mit einer durchgehenden Bodenplatte möglich. Die gebäudeweise zu erstellenden Baugruben können mehrheitlich geböscht werden. Nur bei den zwei grösseren Hanganschnitten entlang der Birmensdorferstrasse sind zur Sicherung Nagelwände erforderlich.

AuftraggeberIn

Baugenossenschaft Sonnengarten

 

Auftragsart

offener Wettbewerb, Ersatzneubau mit 149 Wohnungen, Kindergarten und Kindertagesstätte

 

Gesamtbaukosten

CHF 70 Mio

 

Baumanagement

GMS Partner AG

 

Landschaftsarchitektur

Gersbach Landschaftsarchitektur