Das Projekt Villy greift nicht auf den bekannten städtischen Blockrand zurück, sondern auf die dicht stehenden Einzelhäuser in den Zürcher Quartieren der Gründerzeit. Dem Projekt liegt die Idee eines gewachsenen Stadtquartiers zugrunde − ein Ort, an dem viele Menschen in Zürich leben möchten. Villy bietet Wohnungen, die allseitig belichtet sind und Ausblicke in alle Himmelsrichtungen gewähren. Und es sieht eine Bebauung vor, welche die offenen Grünräume im Goldacker erhält und diese durch ein dichtes Wegnetz und baumbestandene Plätze für die Bewohner/-innen nutzbar macht.
Um die Idee des bürgerlichen Wohnens ins genossenschaftliche zu übersetzen, hat Villy den Bautyp der Dreiergruppe entwickelt: drei Häuser, die über offene Lauben erschlossen sind. Die Dreiergruppe schafft eine übersichtliche Grösse, in der Nachbarschaften funk- tionieren. Die Begegnungsflächen fördern das Zusammenleben und bieten Raum für gemeinsame Vorhaben. Der gewählte Bautyp fügt sich gut in die Hanglage ein. In der Vervielfältigung und in unterschiedlicher Optik bildet er ein abwechslungsreiches Stadtquartier.
Die Wohnüberbauung am Zürcher Goldacker vermeidet bewusst die Geste der Grossform. Stattdessen besetzt sie die abfallende Topografie des Perimeters mit Einzelbauten im städtischen Massstab. Vier- bis fünfgeschossige Baukörper mit Satteldächern nehmen je eine von sieben unterschiedliche Grundrissorganisationen auf. Von doppelten 2.5-Zi.-Wohnungen bis zu Clusterwohnungen wiederholen sich die Anordnungen über sämtliche Obergeschosse der Häuser und erzeugen so die Dimension der einzelnen Baukörper.
Auf schmalem Fussabdruck betten sich die Bauten in die bestehende Topografie ein und formieren Einheiten von jeweils drei unterschiedlichen Haustypen. Ausgerichtet auf einen Platz in angemessener Proportion, teilen sich diese drei Häuser eine aussenliegende Erschliessung, die – neben den privaten Balkonen – auch als Aussenraum der jeweiligen Etagen dient.
Den platzbespielenden Flächen der Erdgeschosse werden die gemeinschaftlichen Nutzungen der Dreiereinheiten zugeordnet.
Waschküchen, Pflanzräume und Velowerkstätten ergänzen dabei Gemeinschaftsräume und aneignungsoffene Flächen, auf die die Bewohner in Eigenverwaltung als temporäre Arbeitsplätze, Sporträume oder auch Gästeunterbringungen zugreifen können. Die äussere Gestaltung mit variierenden Platzbelägen und wechselnden Fassadengestaltungen individualisiert die einzelnen Einheiten zusätzlich. Eine erhöhte Identifikation gegenüber ihrer eigenen Einheit fördert die Zugehörigkeit und Eigenverantwortung der Bewohner innerhalb der gesamten Wohnüberbauung.
Die Einteilung der Wohnungen passt sich den wechselnden Bedürfnissen der Bewohnenden an. Die Grundrisse der Wohnungen bestehen aus einem Zimmer- und einem Wohnbereich, wobei die mittig platzierten Funktionsräume – Küche, Nasszellen und Stauraum − den Wohnbereich wiederum unterteilen. So entstehen zwei abgetrennte Bereiche für Wohnen, Essen und Kochen und ein intimer Zugang von den Zimmern zu den Nasszellen. Dank Schiebetüren lässt sich die Wohnung weiter unterteilen und flexibel gestalten, beispielsweise wenn das Wohnzimmer als separater Raum genutzt werden will.
Entsprechend der sozialräumlichen Zuordnungen unterscheiden sich die Freiraumbereiche im atmosphärischen Gehalt und Ausdruck. Neben den bachnahen Bereichen mit ihrer natürlichen Ufervegetation, beschreiben
die Zwischenräume der Wohnbauten eine präzis gesetzte und nutzungsorientierte Vegetation. Der Quartierplatz im Zentrum der Siedlung und des Parkstreifens interpretiert den Döltschibach als Inszenierung im städtischen Kontext.
Entlang der Triemli- und Rossackerstrasse begleiten und bereichern Einzelgehölze und Kleingruppen die Erschliessungsachsen im Quartier. An der Kreuzung Rossacker- und Bergwiesen enden die strassenbegleitenden Gehölzpflanzungen in den Gehölzstrukturen der neu geschaffenen Platzsituation. Schwarz-Erle, Schwarz-Pappel, Stiel-Eiche oder Ahorne statten den Bachraum aus und ergänzen den Gehölzbestand. Stiel-Eiche, Nussbaum oder die Elsbeere beschreiben beispielhafte Gehölze, welche als stattliche Einzelbäume oder Kleingruppen gepflanzt, die gemeinschaftlichen Plätze der Gebäudegruppen ausstatten.
Gebäudezugänge und öffentliche Wegeverbindungen sind als Hartflächen ausgebildet, untergeordnete Wegeverbindungen werden chaussiert. Die Gemeinschaftsplätze der zugehörigen Wohnbauten vermitteln den Bewohnern den Eindruck eines erweiterten Wohnbereiches und sind als teppichartige Plattenbeläge angedacht, gerahmt von Vegetationsflächen und Gehölzen.
Infrastrukturen für Velo-Parkierung und Aufenthalt finden sich, entsprechend der multifunktionalen Programmierung, als Möblierung auf den Gemeinschaftsplätzen. Infrastrukturen für die Entsorgung sind als Unterflursysteme, dezentral, den Erschliessungsstrassen angelagert.
Alle Gebäude folgen den gleichen Konstruktionsprinzipien und weisen eine repetitive Geometrie auf, die eine effiziente Planung und Realisierung ermöglicht. Die Sockelgeschosse sind durchwegs in Massivbauweise aus Ortbeton mit Recyclingzuschlägen konzipiert. Damit wird ein robuster, steifer Kasten geschaffen, der als Auflager für die reine Holzbauweise der Obergeschosse dient. Die Lasten werden mehrheitlich über Injektionsrammpfähle in den Untergrund abgetragen. Nur dort, wo das Gewicht der Neubauten den Wiederbelastungsbereich des Aushubes nicht überschreitet, ist eine Flachfundation mit einer durchgehenden Bodenplatte möglich. Die gebäudeweise zu erstellenden Baugruben können mehrheitlich geböscht werden. Nur bei den zwei grösseren Hanganschnitten entlang der Birmensdorferstrasse sind zur Sicherung Nagelwände erforderlich.
AuftraggeberIn
Baugenossenschaft Sonnengarten
Auftragsart
offener Wettbewerb, Ersatzneubau mit 149 Wohnungen, Kindergarten und Kindertagesstätte
Gesamtbaukosten
CHF 70 Mio
Baumanagement
GMS Partner AG
Landschaftsarchitektur
Gersbach Landschaftsarchitektur