Anonymer Projektwettbewerb im Einladungsverfahren in ARGE mit Waldburger Partner AG, 3. Rang 2025
Inspiriert vom Appenzeller Pantomimentanz «Hierig» fügen sich die neuen Punktbauten harmonisch in das Gelände und die Bestandsbauten ein. Sie nutzen den vorhandenen Raum optimal und lassen sich teilweise viel Platz, rücken aber auch eng zueinander oder berühren sich sogar. Dabei orientieren sich die Baukörper an der Topografie und entwickeln sich in gestaffelter Höhe den Hang hinauf. Ihre Platzierung erfolgt so, dass sie im Raum richtig positioniert sind – ohne die Aussicht der Nachbarn zu beeinträchtigen oder sich abschottend zur Eggstrasse zu präsentieren. Die Topografie lässt die Gebäude sanft umfliessen und integriert die Umgebung über die Parzellengrenzen hinweg.
Die Neubauten bildet zusammen mit der bestehenden Siedlung der Genossenschaft einen durchgrünten Hof. Dieser bringt nicht nur Licht und Luft in die Siedlung, sondern schafft einen naturnahen, hochwertigen Ort, der Raum für vielfältige Aktivitäten bietet – von naturnahen Spielbereichen und Nutzgärten über Grillplätze bis hin zu ruhigen Sitznischen. In den Aufenthalts- und Wegbereichen kommen wasserdurchlässige Oberflächen zum Einsatz, was eine sickerfähige, nachhaltige Lösung bietet. Im oberen Gartenbereich entsteht ein gemeinsamer Treffpunkt, akzentuiert durch eine Eiche und einen traditionellen Holzbrunnen. Dieser Platz verleiht dem Ort eine authentische, einladende Note und fördert durch seine zentrale Lage die nachbarschaftliche Gemeinschaft.
Die barrierefreie Erschliessung ist ein zentraler Bestandteil des Projekts und begegnet den topografischen Herausforderungen nicht nur funktional, sondern schafft auch sozialen und ästhetischen Mehrwert. Die Erschliessung führt nicht durch den Hof, sondern verläuft, einem Kreuzgang ähnlich, als Arkade entlang dessen Rand. So entsteht mithilfe der bestehenden Aufzüge eine durchgängige, gebäudeübergreifende und barrierefreie Verbindung, die den Hof für die Bewohner auf neue Weise erlebbar macht und ihnen einen witterungsgeschützten Ort für spontane nachbarschaftliche Begegnungen bietet.
Das Grundstück stellt aufgrund seiner anspruchsvollen Topografie und seiner vielfältigen Qualitäten eine besondere Herausforderung dar. Auf der Hangseite bietet es optimale Besonnung, zur Talseite hin Weitblick, und in der Mitte einen verbindenden, hochwertigen Hofbereich. Das Ziel der Neubauten ist es, dass jede Wohnung von diesen unterschiedlichen Qualitäten profitieren kann. Durch die Gestaltung als kompakte, zweispännige Punktbauten erhält fast jede Wohnung (bis auf wenige kleinere Einheiten) eine dreiseitige Ausrichtung. Die Wohn- und Essbereiche sind so konzipiert, dass sie neben dem Hofblick zusätzliche Ausblicke ins Dorf oder nach Süden bieten. Dies ermöglicht, dass einige Wohnungen sich von der sonnenreichen Hofseite nach Norden und Osten orientieren und den Blick über die Dächer von Herisau geniessen, während andere Wohnungen neben dem Hofbereich von einer Südausrichtung zur Hangseite profitieren.
Diese „Vielsichtigkeit“ zeigt sich auch in den Aussenräumen. Die zwischen den Gebäuden liegenden Aussenbereiche profitieren ebenfalls von der doppelseitigen Ausrichtung. Die offenen Balkone können auf Wunsch hin mit Glasfaltwänden ausgestattet werden, was den Bewohnern zusätzlichen Komfort bietet und den Balkon als erweiterten Wohnraum nutzbar macht. Balkone, die sich nicht in den Gebäudelücken befinden, ragen seitlich über das Gebäudevolumen hinaus und ermöglichen dadurch zusätzliche Blickrichtungen.
Die in Holzbauweise erstellten Hochbauten auf einem massiven Sockelbau schaffen mit bewährten, konstruktiv sinnvoll eingesetzten Materialien ein stimmiges Bild und tragen zur nachhaltigen Bauweise bei. Der Einsatz von Recyclingbeton wird auf die erdberührten sowie unterirdischen Bauteile und die Erschliessungskerne reduziert. Die Punktbauten weisen ergänzend dazu den Vorteil von geringen Spannweiten auf, was sich positiv auf Konstruktionsstärke und Bodenaufbau auswirkt und ideal in Holz realisiert werden kann. Der Holzbau in Ständerbauweise wird durch Deckenkonstruktionen mit CLT-Platten ergänzt, welche die Distanz zwischen tragendem Betonkern und tragender Fassade einfach überspannen lassen. Die nicht tragenden Wohnungstrennwände und wohnungsinternen Wände werden in Leichtbaukonstruktion erstellt und bieten langfristig Flexibilität für Anpassungen der Wohnungsgrösse oder zusätzliche Unterteilungen.
AuftraggeberIn
Wohnbaugenossenschaft Hemetli Herisau
Auftragsart
Anonymer Projektwettbewerb im Einladungsverfahren in ARGE mit Waldburger Partner AG
Landschaftsarchitektur
Mofa urban landscape studio GmbH